„Ich studiere „Mehrsprachigkeit und Bildung“ und arbeite als Studentische Hilfskraft in der Koordinierungsstelle Mehrsprachigkeit und Sprachliche Bildung der Uni Hamburg“
„Ach, wie cool – wie viele Sprachen sprichst du denn?“
„Ja, weißt du, darum geht es gar nicht“
„Aber worum denn dann?“
Trotz der bewussten Wahl des Studienfachs, war ich mir die erste Zeit nicht wirklich sicher, wie ich diese Frage beantworten sollte. Was bedeutet es, Mehrsprachigkeit und Bildung zu studieren?
Während meines Studiums habe ich dann gemerkt, worum es in der Theorie geht – der Anerkennung und Förderung von (migrationsbedingter) Mehrsprachigkeit im Bildungssystem. Dass Mehrsprachigkeit entscheidend in gesellschaftliche Zusammenhänge eingebettet ist, war meine wichtigste Erkenntnis, die zeitgleich mehr Fragen aufgeworfen hat. Welche Sprachen erfahren warum gesellschaftliche Anerkennung und welche nicht? Wie kann sich Mehrsprachigkeit auf die Entwicklung des Einzelnen und der Gesellschaft auswirken? Und vor allem – Wie kann die Anerkennung und Förderung von Mehrsprachigkeit in der Praxis aussehen?
Während sich die ersten beiden Fragen noch gut durch die theoretischen Grundlagen meines Studiums beantworten ließen, sah es bei der dritten Frage etwas happiger aus. Zwar gab es Hospitationen in Bildungseinrichtungen und auch verschiedene Projekte zum Thema wurden vorgestellt – für eine wirkliche Perspektive, wie sich etwas auf gesamtgesellschaftlicher (und damit bundesweiter) Ebene entwickeln kann, hat es aber nicht gereicht. Also musste ich über kurz oder lang aktiv werden. Tatsächlich ist es dank der üblichen studentischen finanziellen Nöte kurz geworden und ich habe mich bei der Koordinierungsstelle für Mehrsprachigkeit und Sprachliche Bildung (KoMBi) als studentische Hilfskraft beworben!
Der Enthusiasmus, den ich bei der Zusage empfand, sollte leider schnell etwas gedämpft werden. Der Arbeitsbeginn, der 01. April 2020, lag mitten im ersten Lockdown der Pandemie und kam mir mit dem Start ins Homeoffice tatsächlich etwas wie ein schlechter Aprilscherz vor. Doch ich habe schnell gemerkt, auch im Homeoffice gab es genug zu tun. Und tatsächlich hat mir jede Aufgabe, die ich bekommen habe, auf eine bestimmte Weise gezeigt, wie die Praxis meines Studiums aussehen kann. Die Arbeit am Handbuch „Mehrsprachigkeit und Bildung“, an den Ergebnisbroschüren der 21 geförderten Projekte, die Gestaltung der Website und mein persönliches Highlight, die Vorbereitung und Durchführung zweier wissenschaftlicher Konferenzen.
Wenn mich also jetzt nach fast erreichtem Master Abschluss und knapp zehn Monaten bei KoMBi jemand fragt, was es eigentlich bedeutet, sich mit Mehrsprachigkeit und Bildung zu beschäftigen, kann ich mehr sagen, als dass es um die Förderung von Mehrsprachigkeit im Bildungssystem geht. Ich kann sagen, dass es bedeutet offen, interessiert und zielstrebig zu sein. Offen für neue wissenschaftliche Erkenntnisse (aber auch der Frage danach, wie viele Sprachen ich denn spreche); interessiert an der Förderung und Anerkennung aller Sprachen; und zielstrebig im Hinblick auf gesamtgesellschaftliche Veränderungen.